24.11.2025

Ein starkes Signal für die Energiewende - Reutlingen baut mit Wasserstoff Brücken in die Zukunft

Einweihung der Wasserstoffinfrastruktur an der Hochschule Reutlingen

Die Einweihung der Wasserstoffinfrastruktur verdeutlicht die enge Zusammenarbeit von Forschung, Wirtschaft, Kommunen und Politik in Baden-Württemberg. Von links nach rechts: Daniel Jentsch (RRI), Staatssekretär Dr. Andre Baumann, Thomas Poreski MdL (Bündnis 90/Die Grünen), Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Sabine Löbbe und Prof. Dr. Gernot Schullerus. (Foto: Hochschule Reutlingen)

Wer dieser Tage über den Campus der Hochschule Reutlingen läuft, sieht Zukunft in Echtzeit: Zwischen Laboren, Messständen und glänzenden Edelstahlleitungen wird sichtbar, wie grüner Wasserstoff entsteht – und wie er unsere Energieversorgung verändern kann. Mit einem Festakt und zahlreichen Gästen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung hat die Hochschule ihre neue Wasserstoffinfrastruktur eingeweiht und mit dem Projekt H2-Grid ein sichtbares Zeichen für die Energiewende gesetzt.

Präsidentin Prof. Dr. Sabine Löbbe brachte diesen Moment auf den Punkt: „Mit unserer neuen Wasserstoffinfrastruktur bauen wir Brücken zwischen Forschung und Anwendung, Hochschule, Politik und Wirtschaft. Wir sind überzeugt: Grüner Wasserstoff wird zentral für die Zukunft sein.“ Warum diese Brücken so wichtig sind, wurde im Verlauf der Veranstaltung deutlich. Wasserstoff gilt als einer der entscheidenden Bausteine für eine klimaneutrale Energieversorgung: als Rohstoff für Industrieprozesse wie Stahl- oder Düngerproduktion und als Energiespeicher, der überschüssigen Strom aus Sonne und Wind nutzbar macht. Die Hochschule Reutlingen erforscht diese beiden Rollen unter realen Bedingungen. Vom Microgrid über verschiedene Elektrolyseure bis zur Brennstoffzelle stehen auf dem Campus sämtliche Bausteine einer modernen Wasserstoffkette bereit, wodurch Studierende, Forschende und Gäste erleben können, wie Energiezukunft praktisch funktioniert.

Dass die Infrastruktur nicht nur für die Hochschule, sondern für die gesamte Region von Bedeutung ist, betonte Staatssekretär Dr. Andre Baumann. Er verwies auf die zentrale Rolle Baden-Württembergs als Technologieregion und erklärte: „Wir fördern wichtige Leuchtturm- und Demonstrationsvorhaben, die beginnen, Wirkung zu entfalten. Und weil sich umfassende Energiesysteme nicht von alleine transformieren, braucht es Leuchttürme für die Modellregion Grüner Wasserstoff. Projekte wie H2-Grid zeigen, wie unterschiedliche Ansätze gemeinsam den Aufbau eines technologischen Wasserstoffökosystems mit unterschiedlichen Facetten in ländlichen und städtischen Gebieten formen.“

Baumanns Worte leiteten über zu den kommunalen Perspektiven, die Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck eindrücklich ergänzte: „Wir leben in entscheidenden Jahren, die das Klima im kommenden Jahrzehnt prägen werden. Wasserstoff ist ein universell nutzbarer Energieträger und hilft maßgeblich bei der Senkung der CO₂-Emissionen. Diese Infrastruktur stärkt unseren Standort nachhaltig.“

Auch auf Ebene des Landkreises wurde der Stellenwert des Projekts hervorgehoben. Greta Schirmer-Förster, Erste Landesbeamtin und Nachhaltigkeitsdezernentin, betonte, dass die Region mit Forschungseinrichtungen, Kommunen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern hervorragend aufgestellt sei, um die Energiewende aktiv mitzugestalten. „Die Zukunft der Energieversorgung ist eine der zentralsten Herausforderungen unserer Zeit. Wasserstoff steht für Innovationskraft und den Mut, Herausforderungen anzunehmen.“

Einen wissenschaftlichen Blick auf die Entwicklungen ergänzte Prof. Dr. Markus Hölzle vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW), der in seiner Keynote unterstrich, wie wichtig die Bandbreite der Forschung ist: „In Baden-Württemberg wird Wasserstoffforschung von klein bis groß betrieben – und das ist wichtig und richtig so. Wir bauen Energiewende.“ Direkt im Anschluss daran führte die Hochschule ihre Gäste über den Campus und gab Einblicke in drei zentrale Anlagen – von kleinen Systemen zur Grundlagenforschung bis zur großen 40-kW-Anlage mit Hochdruckspeicher. Die Besucherinnen und Besucher sahen, wie Wasserstoff erzeugt, gespeichert und wieder in Strom oder Wärme umgewandelt wird.

Prof. Dr. Gernot Schullerus rückte die Entstehung der Infrastruktur in den Blick und betonte den Teamgedanken, der das Projekt über Jahre getragen hat: „Am Anfang war die Begeisterung – nicht nur an der Hochschule, sondern in ganz Baden-Württemberg. Eine Begeisterung dafür, wie man die Technologie in die Breite bringt, vor allem auch in eine ländliche Region. Wir sind dankbar für die Unterstützung der Partner, der Unternehmen und für die politische Begleitung.“

Die Einweihung der Wasserstoffinfrastruktur zeigt eindrucksvoll, wie eng Forschung, Wirtschaft, Kommunen und Politik in Baden-Württemberg zusammenarbeiten. Auf dem Campus der Hochschule Reutlingen wird die Energiewende sichtbar, erlebbar und verständlich – und damit zu einem gemeinsamen Projekt von Wissenschaft und Gesellschaft. Wasserstoff ist hier nicht nur ein Energieträger, sondern ein Stoff der Zukunft, der Klimaschutz, Innovation und Bildung miteinander verbindet und den Weg in eine nachhaltige Energiezukunft ebnet.