19.05.2025

„Let’s act sustainably“ – Hochschule Reutlingen diskutiert Wege zu mehr Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft

Prof. Dr. Sabine Löbbe, Nachhaltigkeitsbeauftrage der Hochschule Reutlingen, gab dem interessierten Publikum einen Einblick in die Maßnahmen und Handlungsfelder der Hochschule.

„Let’s act sustainably! Wie geht das in herausfordernden Zeiten?“ Unter diesem Motto kamen am vergangenen Mittwoch zahlreiche Gäste in der Aula der Hochschule Reutlingen zusammen. Die Plenumsveranstaltung bildete den Abschluss des hochschuleigenen Nachhaltigkeitsmonats und bot Raum für Impulse, Diskussionen und Austausch rund um die Frage, wie Nachhaltigkeit unter den aktuellen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen konkret umgesetzt werden kann.

Hochschulpräsident Prof. Dr. Hendrik Brumme eröffnete die Veranstaltung und machte in seiner Rede deutlich, wie tief das Thema Nachhaltigkeit im Selbstverständnis der Hochschule Reutlingen verankert ist: „Schon lange – seit bald 15 Jahren – hat sich die Hochschule den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen verschrieben. Als Landesinstitution verfolgen wir gemeinsam mit den Ministerien das Ziel, unsere Hochschule bis 2030 klimaneutral zu machen.“ Dabei gelte es, die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Forschung, Lehre und im täglichen Campusbetrieb ganzheitlich zu denken. Brumme betonte insbesondere die Rolle der Studierenden als Gestalterinnen und Gestalter der Zukunft: „Unsere Studierenden sollen lernen, zukunftsfähig zu denken und zu handeln. Denn sie sind die Führungskräfte von morgen!“.

Im Anschluss stellte Prof. Dr. Sabine Löbbe, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Hochschule, die wichtigsten Maßnahmen und Handlungsfelder der Hochschule vor. Mit dem verabschiedeten integrierten Klimaschutzkonzept verfolgt die Hochschule Reutlingen 34 konkrete Maßnahmen – mit Fokus auf Mobilität, Gebäudemanagement und Flächennutzung. Besonderes Augenmerk liegt auf der Transformation der Mobilität auf dem Campus: Dienstreisen sollen künftig klimafreundlicher gestaltet, der Individualverkehr mit Verbrennerfahrzeugen deutlich reduziert und Infrastruktur für E-Mobilität und Radverkehr ausgebaut werden. Auch die Lehre wird aktiv in die Nachhaltigkeitsstrategie eingebunden. Das sorgt dafür, dass Nachhaltigkeit nicht nur als Zusatz, sondern als integraler Bestandteil des Lernens begriffen wird. In der Forschung entwickelt die Hochschule zusammen mit Unternehmenspartnern nachhaltige Innovationen für die Praxis, zum Beispiel in den Bereichen Wasserstoff, Kreislaufwirtschaft und Textiltechnologie.

In den anschließenden Keynotes wurden unterschiedliche Perspektiven auf Nachhaltigkeit beleuchtet. Dr. Lothar Rieth, Leiter Nachhaltigkeit der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, gewährte Einblicke in die strategischen Weichenstellungen eines großen Energiekonzerns. So plant die EnBW den Kohleausstieg bis 2028 und verfolgt das Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden. Nachhaltigkeit sei laut Rieth längst keine Option mehr, sondern Voraussetzung für neue Projekte: „Wir stellen immer die Frage: Zahlt ein Projekt auf die nachhaltige Ausrichtung der EnBW ein? Sonst wird es nicht realisiert.“

Amela Turkmanovic, Gründerin der GREEN FamilyOffice GmbH, betonte die Bedeutung nachhaltiger Investitionen für den wirtschaftlichen Wandel: „Start-ups sind der Motor der deutschen Wirtschaft von morgen! Wir benötigen dringend mehr Risikokapital, um diese Innovationen zu finanzieren.“ Dabei spielten insbesondere Family Offices eine wichtige Rolle, denn viele junge Menschen strebten bewusst sinnvolle, nachhaltige Anlageformen an. Ihr Anliegen: Impact Investing – also Rendite mit Wirkung.

Einen persönlichen Zugang wählte Timo Hildebrand, ehemaliger Fußballprofi und heutiger Investor und Geschäftsführer, der mit seinem veganen Restaurant „vhy!“ in Stuttgart neue Wege geht: „Nachhaltigkeit bedeutet für mich, nicht nur über Probleme zu sprechen, sondern im Alltag konkrete Lösungen zu leben und weiterzugeben.“ Er sieht Ernährung als Schlüssel zur Veränderung – und will mit seinem Restaurant zum Umdenken einladen, ohne zu missionieren. Die Emissionen aus der Ernährung seien mit denen des PKW-Verkehrs vergleichbar – ein Fakt, der viele zum Nachdenken bringe.

Die abschließende Podiumsdiskussion bot Raum für Perspektiven aus der Studierendenschaft, der Forschung, Wirtschaft und der Lehre. Sophie Kroker vom studentischen Netzwerk oikos Reutlingen stellte die Herausforderungen heraus, Studierende vom allgemeinen Interesse zum konkreten aktiven Handeln zu bewegen. Auch im Bereich Life Sciences und Umweltschutz wurde durch Prof. Dr.-Ing. Daniela Almeida Streitwieser das Potenzial nachhaltiger Forschung deutlich. Neue grüne Verfahren, Abfallverwertung und die Entwicklung biologisch abbaubarer Materialien waren nur einige der vorgestellten Ansätze. In der offenen Diskussion ging es zudem um neue Wege zur fakultätsübergreifenden Zusammenarbeit, um neue Narrative für nachhaltiges Handeln sowie um die Rolle der Hochschulen. Dabei wurde deutlich: Nachhaltigkeit ist ein Thema, das alle betrifft – und nur gemeinsam lassen sich die nötigen Veränderungen erreichen.

Durch die Veranstaltung führte Prof. Dr. Wolfram Heger von der neuen Fakultät NXT Nachhaltigkeit und Technologie.