03.07.2025

Forscher entwickeln neues Kommunikationssystem für autonom fahrende Fahrzeuge

EU-Projekt HEIDI an der Hochschule Reutlingen präsentiert Forschungsergebnisse am 09.Juli / europaweit acht Forschungs- und Industriepartner beteiligt

Heidi – EU Projekt ©

Virtueller Test des HEIDI HMI System im Motion Capture Labor der Hochschule Reutlingen.

Gemeinsam mit Partnern aus der EU haben Forscher der Hochschule Reutlingen in dem europäischen Forschungsprojekt HEIDI eine neue interaktive Kommunikationslösung für Fahrzeuge entwickelt. In dem mit vier Millionen Euro geförderten Projekt geht es um ein System, mit dem Fußgänger und Fahrzeuge im Straßenverkehr direkt miteinander kommunizieren können – ein entscheidender Fortschritt vor allem im Hinblick auf autonom fahrende Autos. Denn bislang verlassen sich Fußgänger oft auf Handzeichen oder Blickkontakt mit dem Fahrer, was bei autonom fahrenden Fahrzeugen nicht mehr möglich ist, da es keinen Fahrer gibt. Kernstück der von den Wissenschaftlern entwickelten Lösung ist dabei ein interaktives großes Display im Kühler des Fahrzeugs. Das neue Kommunikationssystem wird auf der Abschlusstagung des Projekts am Mittwoch, den 09. Juli im INNOPORT Reutlingen vorgestellt.

„In den meisten modernen Fahrzeugen erfassen Mensch-Maschine-Schnittstellen (HMI) die Absichten von Fußgängern und Fahrzeugen in der Umgebung nur eingeschränkt“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Cristóbal Curio von der Hochschule Reutlingen. Problematisch werde dies, so Curio weiter, wenn Fahrzeuge autonom unterwegs sind und Fußgänger beispielsweise keinen Blickkontakt mit einem Fahrer aufnehmen können.

Im Rahmen des HEIDI-Projekts haben die europäischen Forscher ein flüssiges, kooperatives HMI-System entwickelt, das adaptive Lösungen für Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer ermöglicht. Dieses kooperative HMI-System erfasst und synchronisiert präzise sowohl Daten des Fahrers als auch Informationen von Passanten oder anderen Verkehrsteilnehmern. So registrieren Komponenten des Systems zum Beispiel, ob ein Fußgänger Blickkontakt mit dem Fahrzeug aufnimmt. Auf einem großen Display im Kühlergrill signalisiert das Fahrzeug durch eindeutige Zeichen dem Fußgänger anschließend, dass er erkannt wurde, und gibt gleichzeitig optisch Rückmeldung, ob das Auto beispielsweise stoppt oder weiterfährt.

Eine der im Projekt untersuchten Koordinationslogiken basiert auf dem Prinzip von Foresight Safety® - einer menschenähnlichen Fähigkeit, potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und riskante Situationen proaktiv zu vermeiden. Mit den entwickelten HMI-Lösungen verfolgt das HEIDI-Projekt das Ziel, ein einheitliches Situationsverständnis aller Verkehrsteilnehmer zu schaffen und so eine sichere Interaktion zwischen Fahrzeugen und gefährdeten Verkehrsteilnehmern zu gewährleisten. Interne und externe Schnittstellen koordinieren dabei kontinuierlich Informationen und Handlungsempfehlungen für alle Benutzergruppen und passen sich flexibel an individuelle Bedingungen an – etwa bei abgelenkten Fahrern, älteren Fußgängern oder Rollstuhlfahrern.

Zu den Projektpartnern aus der Mobilitätsbranche zählen BMW, Honda Research Europe (Offenbach), der Automobilzulieferer Marelli Automotive Lighting (Reutlingen), Virtual Vehicle (Graz), NiSys (Bochum) sowie Tree Technology (Spanien).  Auf wissenschaftlicher Seite sind neben der Hochschule Reutlingen die Gastgeberin des Abschlussevents ist, die Universidad de Alcalá in Spanien sowie das Swedish National Road and Transport Research Institute am HEIDI-Projekt beteiligt.

Gefördert wurde das Projekt durch die Europäische Union. Sie stellte für die Forschungen rund vier Millionen Euro zur Verfügung. „Diese europaweite Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industriepartner ermöglicht einen intensiven Wissenstransfer und schafft die Chance, neue Forschungserkenntnisse schnell in die Praxis zu überführen“, so Projektleiter Prof. Dr. Cristóbal Curio von der Fakultät Informatik.

Ein Teil der Forschungsarbeiten und Versuche zum HEIDI-Projekt fand in der neuen AIDA-Halle der Hochschule Reutlingen statt, die erst im vergangenen Jahr eröffnet wurde. Im Rahmen des AIDA-Leuchtturmprojekts forschen die Wissenschaftler an der realitätsnahen Entwicklung von Sensorik, insbesondere für den Einsatz im urbanen Umfeld mit autonom fahrenden Fahrzeugen und der sicheren Interaktion mit Fußgängern.

Erklärung Abkürzung HEIDI:

Holistic and adaptivE Interface Design for human-technology Interactions

Weitere Informationen:
Erklärvideo und Webseite